Mein erster Hund hieß Cassius, nach Muhammad Ali, dem Boxer. Da war ich 9, und er hat mir immer in die Hosenbeine gebissen. Manchmal war auch ein bisschen Wade mit dabei. Deshalb habe ich gefühlt das erste Jahr seines Lebens vermehrt auf Sofas oder Stühlen stehend verbracht.

Mein zweiter Hund sah als Welpe aus wie ein kleines schwarzes Schaf und hieß Timmy. In Wirklichkeit war er eine Mischung aus Kuvasz und Hovawart. Herdenschutzhund mal Haus- und Hofwächter – oh mein Gott. Ich habe das lange verschwiegen, aber meine ersten grauen Haare stammen aus dieser Zeit. Damals war ich 22.

Lange Zeit danach kam wieder ein Hundekind ins Familienhaus. Diesmal sah es aus wie eine kleine schwarze Klobürste, ein Riesenschnauzer. Zentaurus vom Weseler Wald. Für uns war er Zorro, der Wächter von Altenessen.

Davon abgesehen, dass mir niemand erzählt hatte, dass diese Hunde Bärte haben, mit denen sie alle möglichen und unmöglichen Dinge sammeln, brachte Zorro mich und meine Nerven mit seinem typischen Schnauzer-Starrsinn an meine erzieherischen Grenzen.

Briefträger waren ungeliebt, andere männliche Hunde wurden in ihre Schranken verwiesen, und als ich ihn beim Scheren in sein Allerheiligstes zwickte, musste auch ich seine Grenzen akzeptieren.

Danach habe ich die Hundeschule für Menschen besucht und viele Semester Zorro- und anderes Hundeverhalten studiert. Und als ich mich fit genug fühlte, zog Zorros geliebte Hundefrau Dashra vom Tornado bei uns ein. Nachdem er sie zwei Wochen lang entweder ignorierte oder derbe anknurrte, sie ihn aber standhaft mit ihrem weiblichen Welpen-Charme überschüttete, öffnete er sein Herz, und die beiden wrdren ein herrliches Paar mit unverrückbarem Schulterschluss.

Zorro war 13 Jahre alt, als er uns verlassen musste und in den Hundehimmel einzog. Seine Freundin Dashra hat uns noch zwei weitere Jahre begleitet, wir haben uns sehr gut verstanden. Ich zähle jetzt extra nicht alle Situationen (Essen vom Tisch klauen, Angst vorm Autofahren, Liegestellen verteidigen, Jagdtrieb usw. usw.) auf, in denen ich an meinen beiden Riesen am Anfang unseres gemeinsamen Lebens fast verzweifelt wäre. Denn am Ende haben wir ja fast alles gemeistert…

Kurz bevor Dashra so schwer krank wurde, kam mir beim Spaziergang eine Frau entgegen, die mich anschrie, ich solle meinen Hund an die Leine nehmen. Dann war sie auch schon gleich in die Büsche gesprungen und hatte die Leine ihres Rhodesian Ridgebacks um einen Baum geschlungen.

Ich bin ihrer Bitte sofort und kommentarlos gefolgt. Das war einfach, Dashra lief eh bei Fuß. Ich habe nicht zurückgeschrien und ihr auch nicht gesagt, was sie tun könnte oder sollte. Ich habe mich lediglich im Stillen bei Cassius, Timmy, Zorro und Dashra bedankt.

Und HEY, ich coache zwischenzeitlich auch schon lange in Sachen „Hund und Mensch und Partnerschaft“. Dann manchmal steht ja gerade kein Baum und kein Laternenpfahl zur Verfügung…